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Donnerstag, April 25, 2024

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Technologie aus Osteuropa Teil 1: Ukraine

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Gesicht des Krieges

In einem Krieg stirbt nicht nur die Wahrheit zuerst. Auch viele andere Bereiche müssen sich einer neuen Situation und geänderter Prioritäten unterordnen. Wir planen schon länger eine Serie über die innovativen Technologie-Unternehmen Osteuropas. Manche sind auch im Westen äußerst populär. Ihr werdet staunen, wer alles seine Wurzeln in den Ländern des ehemaligen Ostblocks hat. Unser Newsletter-Tool MailerLite ist aus Litauen. Von den bulgarischen StorPool haben sicher schon mehr von euch schon gehört. Die Schreibhilfe Grammarly ist ein bekannter und beliebter Bestandteil von Google Docs. Die weit verbreiteten Router von Mikrotik kommen aus Lettland. Und welche Firma hat nicht schon einmal mit GitLab zu tun gehabt? All das sind nur Beispiele für eine riesige Technologie- und Startup-Szene im neuen Europa. Aus aktuellem Anlass widmen wir den ersten Teil unserer Serie der Ukraine.

Teleport kennt 199 Startups in Kiev. Viele haben ihren Ursprung in einem Coworking-Space wie der unit.city, dem iHUB oder dem LIFT99 Kyiv Hub. Wir stellen euch in diesem Artikel die bekanntesten vor. Aber die Ukraine ist viel mehr als das. Das Land wird vor allem auch von der Entwickler-Community geschätzt. Viele Firmen aus der ganzen Welt haben Teams oder sogar Niederlassungen in der jungen Republik. Am Ende des Artikels schreiben wir etwas mehr dazu. Doch zunächst zum Who is Who der Kornkammer Europas:

Grammarly

Eines der bekanntesten und erfolgreichsten Technologie-Unternehmen aus der Ukraine ist sicher Grammarly. Der KI- und cloud-basierte, plattformübergreifende Schreibassistent erkennt bereits während der Eingabe Rechtschreib- bzw. Grammatikfehler sowie falsche Zeichensetzung und schlägt Korrekturen vor. Der Dienst ist u. a. in Google Docs integriert. Für den Desktop gibt es eine freie Version. Sogar ein eigenes Software-Keyboard für’s Smartphone ist im AppStore oder bei Google Play erhältlich.

Gitlab

Wie Grammarly zählt auch GitLab zu den bekannten Technologieunternehmen aus der Ukraine. Eigentlich ist es eine Gemeinschaftsentwicklung eines ukrainischen und eines niederländischen Entwicklers. Anders als das web-basierte GitHub kann GitLab als Instanz auf der eigenen Infrastruktur hosted werden. GitLab bietet darüber hinaus weitere Funktionen für einen sicheren Softwareentwicklungsprozess.

Setapp

Setapp kennen vor allem Mac-Nutzer. Die App-Sammlung bietet im Abonnement jede Menge nützliche Werkzeuge, aber auch viele Kreativititäts-, Entwickler- und Produktivitäts-Anwendungen. Die Firma hinter Setapp ist MacPaw. Am besten bekannt ist sicher der ebenfalls von den Ukrainern entwickelte Dienst CleanMyMac.

Readdle

Auch Readdle ist auf die Entwicklung von Produktivitätstools für den Mac spezialisiert. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Odessa am Schwarzen Meer – ganz in der Nähe der umstrittenen Halbinsel Krim. Die bekannteste App aus dem Hause Readdle ist Spark, ein smarter Email-Client. Aber auch Calendars nutzen nicht wenige. Weitere Apps sind Fluix und PDF Expert.

Preply

Die Sprach-Lern-App und E-Learning-Plattform Preply ist eine Entwicklung von drei ukrainischen Gründern. Mittlerweile hat das Unternehmen Büros auf der ganzen Welt. Das Headquarter ist inzwischen in den USA.

Ajax Systems

Eher im Hardware-Sektor angesiedelt ist Sicherheits-Spezialist Ajax Systems. Ajax Systems schützen vor den Folgen von Einbruch, Hochwasser oder Brand. Die Menschen hinter Ajax glauben daran, dass kein Mensch in der heutigen Welt noch in Angst leben sollte.

Firefly

Auch im Boom-Sektor Raumfahrt ist die Ukraine aktiv. Firefly ist ein amerikanisch-ukrainisches Gemeinschaftsprojekt. Das Unternehmen entwickelt u. a. Trägerraketen für den Transport von Kleinsatelliten ins All.

Wo sind all die Startups hin, wo sind sie geblieben…

Im Krieg zerstörtes Haus
So wird es bald in vielen der umkämpften Städte in der Ukraine aussehen.

Die o. a. Firmen sind nur ein kleiner Teil der ukrainischen Technologie-Szene. Allerdings verdeutlichen sie sehr gut das riesige Potential und Wissen im Land. Das haben mittlerweile auch viele europäische und amerikanische Unternehmen erkannt. Die Entwicklungsabteilungen vieler großer Software-Unternehmen finden sich mittlerweile in der Region am östlichen Rand Europas. Dabei konzentriert sich die Szene bei weitem nicht alle auf den Großraum Kiew. Auch Lwiw, Dnipro, Odessa oder die 2022 während der russischen Invasion stark umkämpften Stadt Charkiw sind Technologie-Hochburgen.

Friedhof in Mostar
Friedhof mit Gräbern von im Bürgerkrieg auf dem Balkan gefallener Soldaten. Viele wurden keine 20 Jahre alt.

Besonders die Ostukraine inkl. der Hauptstadt Kiew leiden unter der russischen Invasion. Die Firmen haben sich gut vorbereitet im Angesicht der wachsenden Eskalation der letzten Monate. Überall greifen jetzt Notfallpläne. Die betreffen in erster Linie den Schutz der Mitarbeiter. Dennoch verlieren die Firmen nicht ihre globalen Kunden aus dem Blick. Auch dafür gibt es Notfallpläne. Die Kunden sollen wenig spüren und weiter auf stabile Services zugreifen können. Die Kommunikationsinfrastruktur muß aufrechterhalten werden. Geschäftskritische Aufgaben werden auf Teams außerhalb des Kriegsgebietes verlagert. Infrastruktur und Kundendaten wurden auf Server in Europa oder den USA verteilt.

Jetzt hofft man auf eine rasche Deeskalation. In den Kriegsgebieten konzentrieren sich alle auf die eigene und die Sicherheit der Mitarbeiter. Allerdings fragen wir uns, wie viele der Männer und Frauen jetzt gerade für ihre Heimat kämpfen und vielleicht nie wieder an ihre Schreibtische zurückkehren können.

Helft den Unternehmen und ihren Mitarbeitern in der Ukraine

Die Ukraine braucht unsere Hilfe. Der Kyev Independent ist ein unabhängiges junges Magazin, das gerade jetzt weitermacht und die Welt mit Informationen aus dem Kriegsgebiet versorgt. Wenn ihr deren Arbeit unterstützen wollt, spendet direkt an die Organisation über deren Fundraising-Kampagne. Alle oben genannten Unternehmen haben auf ihren Homepages eigene Spendenaufrufe. Schaut auf die Webseiten und seht, was am dringendsten gebraucht wird.

Auch wir beteiligen uns und sammeln Spenden, die wir direkt an Organisationen und Unternehmen in den Kriegsgebieten der Ukraine weiterleiten. Die Spenden werden verwendet, den Betrieb der Services und der Kommunikationsinfrastruktur aufrechtzuerhalten sowie die Sicherheit und Versorgung der Mitarbeiter zu gewährleisten sowie nach dem Krieg den Unternehmen ihre Existenz zu sichern und den Wiederaufbau zu ermöglichen.

Don't forget!
Die historische Brücke in Mostar ist seit Jahrhunderten die symbolische Brücke zwischen Ost und West. 1993 wurde sie im Bosnienkrieg zerstört Mittlerweile ist die Brücke wieder aufgebaut und verbindet erneut die Kulturen.
Kerstin Mende-Stief
Kerstin Mende-Stief
Publisher & Editor in Chief data-disrupted.de | Analyst | Ghost Writer | Tech Doku & Translations @ mende.media for B2B ICT only, open source first | Cocktail Mixer | House Electrician | cat herder

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